Lot 168
DER TOD DES HEMDS
1973
Chiasmage auf Platte
100 x 70 cm (h x b)
rückseitig „Jiří Kolář 73“
| 4 615 EUR
| 6 154 EUR
Das unter dem Chiasmage der Worte begrabene Hemd wird zu einer Art Artefakt, das von der künstlerischen Entwicklung von Jiří Kolář zeugt. Er mutierte vom Dichter zum bildenden Künstler, gab dem Wort eine dreidimensionale Gestalt und verwandelte alltägliche Gegenstände in Gedichte. Jenen, die den Mut haben, Kunstwerke entgegen der allgemeinen Überzeugung aus respektvoller Distanz zu betrachten, stellt sich das charakteristische Werk von Jiří Kolář als eine Kombination mehrerer seiner Techniken vor. Die Grundlage bildet eine Chiasmage, Hunderte von zusammenhängenden Fragmenten, in Erinnerung an seinen engen Freund František Sklenička, der ihn in mit dieser Technik bekannt gemacht hatte. Bei genauerem Hinsehen kann man erkennen, dass das Hemd unter einem Gewirr von Text aus dem Roman [Der sinnreiche Junker] Don Quijote [von der Mancha] begraben ist. Rückseitig findet sich das Gedicht: 'Člověku je dán s životem jeho osud, i věcem je dán jejich osud, ale naplňovat osud neznamená žít. Dobrá. Avšak co kdyby se vrátily všechny utracené věci... A vznikly ostrovy lodí, pohoří aut, pouště letadel, pohřebiště soch, haldy klenotů, státy zápalek, houslí, židlí, nástrojů, přístrojů atd, nebo světadíl prádla s metropolí košil.'
[Dem Menschen wurde mit dem Leben sein Schicksal gegeben, auch den Dingen wurde ihr Schicksal gegeben, doch die Erfüllung des Schicksals bedeutet nicht, zu leben. Gut. Aber was, wenn alle verschwendeten Dinge zurückkämen ... Und Schiffsinseln, Autoberge, Flugzeugwüsten, Skulpturenfriedhöfe, Schmuckberge, Streichholz-, Geigen-, Stuhl-, Instrumenten-, Geräte- usw. Länder, oder ein Wäschekontinent mit Hemdenhauptstadt entstünden.]