Lot 121
KOMPOSITION
1950-1954
Kontaktkopie von geglastem Negativ: 9 x 12 cm
Bromsilber-Fotopapier: 24 x 18 cm
| 2 941 EUR
JOSEF SUDEK wurde 1896 in Köln in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Sein Vater Václav war Maler und Dekorateur. Er starb kurz vor Josefs drittem Geburtstag. 1910 schrieb er sich für eine Buchbinderlehre – dort begann er auch zu fotografieren. Drei Jahre später erhielt er seinen Gesellenbrief und trat in Nymburk eine Stelle als Buchbinder an. Während des Ersten Weltkriegs rückte der damals achtzehnjährige Sudek in Nordböhmen ein. Anfang 1916 stellte er ein Album mit Originalaufnahmen von Prag zusammen. Im Mai desselben Jahres wurde er an der italienischen Front von einer Granate getroffen und verlor dabei seinen rechten Arm. Die erste Hälfte der 1920er Jahre verbrachte Sudek im damaligen Prager Invalidenheim, wo er eine Umschulung zum Berufsfotografen machte: 1922–1924 studierte er an der Grafikerschule Fotografie. 1927 begann er für den Verlag Družstevní práce zu arbeiten und mietete sich gleichzeitig ein Atelier in der Gemeinde Újezd, wo er seinen Fotostudio gründete. Er begann, Arbeiten aus dem Bereich der bildenden Kunst zu sammeln, wobei er den Schwerpunkt auf Werke von František Tichý, Jan Benda und später Andrej Bělocvetov legte, die er auch als Mäzen unterstützte. Er war mit Ladislav Sutnar oder Emil Filla befreundet. Im Oktober 1932 stellte Sudek seine Werke erstmals in einer Ausstellung vor. Ort des Geschehens war ein Ausstellungsraum Krásná jizba. Während des Zweiten Weltkriegs begann sich Sudeks Arbeit zu verändern – er konzentrierte sich ausschließlich auf künstlerische Bilder. Damals begann er, an seinem Zyklus „Aus den Fenstern meines Ateliers“ zu arbeiten.
Unmittelbar nach dem Krieg wurde Prag zu seinem fotografischen Hauptmotiv. In den 1960er Jahren bezog Sudek ein Haus in der Úvoz-Straße. Seine dortige Wohnung wurde zum Treffpunkt seiner Freund, bedeutender tschechischer Künstler wie bspw. der Maler Jan Zrzavý, der Architekt Otto Rothmayer oder der Dichter Jaroslav Seifert. 1976 fanden drei große Ausstellungen mit Sudeks Fotografien aus den Neunzehnachzigern statt – in Prag, Brünn und im (damals) westdeutschen Aachen. Im gleichen Jahr verstarb Sudek an einer Krebserkrankung.
Im Lauf seines Lebens sammelte er mehr als 20.000 Fotopositive und über 50.000 Negative, die nach seinem Tod von der Kunsthistorikerin Anna Fárová betreut wurden. Nachfolgend wurden dutzende Publikationen über sein Werk aufgelegt, und zwar nicht nur in Tschechien, sondern auch im Ausland.
Herkunftsbestätigung beiliegend.