100 000 CZK
| 4 000 EUR
Lot 103
ZEICHNUNG VON FRIGOLET UND BRIEFE
22,2 x 34,5 cm (h x b)
Rufpreis
Erzielter Preis
320 000 CZK
| 12 800 EUR
| 12 800 EUR
preis ohne Aufpreis
Es handelt sich um die Konzepte zu drei Briefen, die Otto Gutfreund während seiner Internierung im Lager Saint Michel de Frigolet schrieb, und die er der Zensur in französischer Übersetzung vorlegen musste. Der letzte Brief ist wahrscheinlich ein Schreiben an das Kriegsministerium, in dem er sein Unverständnis über seine Internierung ausdrückt und dringend ersucht, dass Schritte zu seiner Freilassung eingeleitet würden, und dass er nach dem Krieg in Frankreich bleiben dürfe. Bestandteil des Briefes ist eine kubistische Aquarellzeichnung, die eine einsame Figur mit der Aufschrift FRIGOLET zeigt. Siehe Jiří Šetlík: Otto Gutfreund – Der Weg zum Kubismus, Prag, 2012, S. 164-166. Aquarell, Farbstifte, Bleistift. Fachgutachten von Prof. Jiří Šetlík. Übersetzung der Briefe: VORDERSEITE Brief vom 15. Oktober 1916; Lieber Freund, ich bin gezwungen, mich mit der Bitte um einen Freundschaftsdienst an Euch zu wenden, und zwar zu Gilbert zu gehen, und ihn in meinem Namen zu bitten, mir 20 Franken zu senden. Ich leide an entsetzlichen Zahnschmerzen und muss für die Behandlung beim Zahnarzt zahlen. Meine Eltern kann ich um diesen Betrag nicht bitten, da die Angelegenheit sonst mehrere Wochen dauern würde. Wenn Ihr irgendwann einmal ein Zahnproblem hattet, versteht Ihr, warum es so dringend ist. Ich entschuldige mich auch, dass ich von Euch immer gute Aufträge (Kommissionen) verlange. Bitte übergeben Sie die Sache (die Nachricht) Madam, Gilbert und seinem Vater. Brief vom 19. Oktober 1916. Meine teure Mutter, ich habe von Euch so wenige Briefe erhalten, dass es mich richtig verwundert. Ich weiß, dass auch mein Schreiben ordentlich verspätet war, doch ich hatte Euch vorgewarnt, dass Ihr nicht warten müsst, bis ich antworte. Seit ich dir die Postkarte mit der Fotografie geschickt habe, erhielt ich drei Postkarten von Milada, vom 19. September und eine Postkarte von Pavel, vom 9. August. Es ist wirklich schade, dass ihr mir das Werkzeug nicht schicken konntet, das ihr mir so schwerlich beschafft habt. Ich habe mir zwischenzeitlich eine Handsäge besorgt, aber was das andere betrifft... RÜCKSEITE Sollte meinem Ersuchen nicht stattgegeben werden, ersuche ich Sie, sehr geehrter Herr Minister, inständig um einen Hinweis auf die Maßnahme, die in meinem Fall ergriffen wurde, damit ich im Moment des Gefangenenaustauschs mit den österreichischen Organen zu Kriegsende nicht überrascht werde, und damit mir gestattet wird, in Frankreich zu bleiben. Meine französischen Freunde, die mich noch aus der Zeit vor dem Krieg kennen, waren über meine Internierung sehr erstaunt, umso mehr, da sie meine pro-französische Sympathie und meine anti-österreichische Einstellung kennen, und da sich auch Senator Herriot, der Bürgermeister der Stadt Lyon, während meiner vorübergehenden Internierung in dieser Stadt beim Militärgouverneur der Stadt Lyon für mich verwendet hat. Die Fürsprache blieb allerdings ob meiner Verlegung in das Internierungslager ungehört. Ich bitte Sie, Herr Minister, um die Bearbeitung meines Aktes, und fordern Sie auch die entsprechenden Dokumente vom Militärgouverneur der Stadt Lyon an. Ich ersuche Sie, sehr geehrter Herr Minister, zur Beurteilung meiner pro-französische Sympathie und meiner Beziehung zu Frankreich vom Militärgouverneur der Stadt Lyon den Brief des Senators und des Bürgermeisters der Stadt Lyon, Herrn Herriot, anzufordern, er sich während meiner Internierung zu meinen Gunsten eingesetzt hatte. Mit tiefster Ehrerbietung....