Lot 123

Josef Váchal (1884 - 1969) VERMITTLER

„Und von hier aus, inmitten des Bluts der Geschichte, verweilen weiterhin Geistliche unter uns, immer listig nahe den Mächtigen, damit die Angst nicht aus der Welt verschwinde. Der zweite Vers von Seite Nr. 14 beschreibt die Absicht und die Botschaft von Josef Váchal in seinem handgedruckten, gebundenen und Illustrierten Opus „Vermittler“. Das mystische Werk mit seiner außerordentlich düsteren Stimmung bildet das Entstehen des Glaubens und seiner Botschafter in der Menschheitsgeschichte in schlagkräftigen poetische Versen ab. Josef Váchal begab sich von den Urkeimen des Glaubens in barbarischen Zeiten, über die Zeit der Christianisierung bis hin in die moderne Welt. Er wundert sich über die Absichten von Vermittlern, die nach seinen Worten mehr nach dem Profit denn der Erreichung Gottes streben. In wilden und behexenden Farbformationen exponieren und ironisieren die Illustrationen die Kapitel der Religionsgeschichte und abschließend wünscht er dem Leser auf das der freie ungezwungene Gedanke ewig herrschen möge. Váchal wurde hauptsächlich als Gestalter einzigartiger Bücher und Druckwerke berühmt. Seine originelle Vorstellungskraft wuchs mit seiner Beklommenheit, seiner Angst vor dem Unbekannten und seinen Tagebucheinträgen nächtlicher visueller und Geräuschhaluzinationen. Er schwankte sein Leben lang zwischen Glauben und Häresie, und in seinem Werk spiegelte sich sein Interesse an Spiritismus, okkultem Wissen und Theophilie wieder.