Lot 01
DIE HEILIGE FAMILIE MIT EINEM ENGEL
2. Viertel d. 16. Jahrhunderts
Öl auf Holzplatte
95 x 42 cm (h x b)
Unten mittig gekennzeichnet mit einem Metallschildchen am Rahmen mit der Aufschrift: „COLLECTION PRINCE/ ESTER HAZY/ BUDAPEST“. Rückseitig Schildchen mit der Aufschrift: „PRINCE ESZTERHAZY/ BUDAPEST“ und mit einem Siegel versehen.
| 17 647 EUR
| 19 608 EUR
Das einzigartige Tafelgemälde der Heiligen Familie ist ein Werk von außergewöhnlicher Qualität, das aufgrund seines durchdachten Kompositionssystems, seiner harmonisch ausgewogenen Farben und seiner manuell hervorragend eingefangenen Materialoberflächen fasziniert. Auch die einzelnen figuralen Typen sind auf liebliche und gottesfürchtige Weise dargestellt. Die Figur der Jungfrau Maria, die hier als engste Vermittlerin Gottes steht, ist als personifizierte Mütterlichkeit, Demut und Hingabe dargestellt, in einen roten Mantel gekleidet am Tisch sitzend, mit dem nackten Jesuskind auf dem Schoß, das die Hände nach ihr ausstreckt. Der Hintergrund ist in zwei Hälften gegliedert, im rechten Teil mit einem Fenster, durch das Josef sich zu dem Paar neigt, und das einen Blick in die Landschaft bietet. Pieter Coecke van Aelst war ein hervorragender flämischer Maler, Bildhauer, Architekt und Designer von Holzschnitten, Goldschmiedearbeiten, Glasmalereien und Wandteppichen. Er arbeitete in Antwerpen und Brüssel und wurde von Karl V. zum Hofmaler ernannt. Er war auch mehrsprachig und übersetzte antike sowie moderne italienische Abhandlungen über Architektur ins Flämische (Niederländische), Französische und Deutsche. Seine Bücher spielten eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung der Renaissance und trugen in Nordeuropa zum Übergang aus aus dem spätgotischen Stil bei. Er kehrte aus Italien nach Antwerpen zurück, wo er die sehr produktive Werkstatt seines Vaters erbte. Das Original des Gemäldes Die heilige Familie mit einem Engel (rechteckige Platte, 95 x 72 cm) befindet sich in einer Privatsammlung. Die Arbeit seines Nachfolgers zeugt auch von dessen hoher fachlicher Qualität. Das Thema des Bildes war sehr beliebt und wurde häufig in verschiedenen kleineren Variationen wiederholt, bspw. mit abweichendem Hintergrund, etwas anderer Architektur oder Landschaft, oder einer anderen Darstellung von Marias Gewand (wie die Dokumentation im Rijksbureau voor kunsthistorische Documentatie in Den Haag belegt). Das Bild charakterisiert treffend den Stil von Pieter Coeck, im Hintergrund eine reiche Landschaft mit einer Baumallee, einem Weg und Häusern.
Die bedeutenden Herkunft dieses Gemäldes – es stammt aus der Sammlung der Familie Esterhazy – macht es noch wertvoller. Konsultiert mit PhDr. Hana Seifertova.
Restauriert.