Lot 168
SIRENE
1964 - 1965
Nussholz, Schnüre, Metall
236 cm (h)
| 14 000 EUR
| 14 000 EUR
PhDr. Jaromír Typlt, Autor einer umfangreichen Zívr-Monografie, schreibt: „Das Werk ‚Sirene‘ ist ein in mehrfacher Hinsicht einzigartiges Bild in Ladislav Zívrs Schaffen. Der Künstler, der sich bis dahin eher auf kleinere Formate in gebranntem Ton und Gips konzentrierte, entschied sich hier für die Verarbeitung des 236 cm hohen Nussholzstammes.
Diese Höhe übertraf nur eine seiner weiteren Arbeiten, eine von zwei Sandsteinskulpturen, die er 1966 für das Bildhauersymposium in Hořice anfertigte. Die Wende hin zu Holz als Ausgangsmaterial für seine Arbeiten bereitete Zívr bereits ab Ende der 1950er-Jahre vor – „ich möchte mit Holz arbeiten, wenn ich im Wald lebe“ (Tagebuch 31. 8. 1959). Als er 1964 nach einem Umzug in ein neues, größeres Atelier in Ždírec bei Stará Paka einen Nussstamm auswählte, kehrte er auch mit seinen Vorgehensweisen zu seinen surrealistischen Experimenten mit verschiedenen Materialien zurück: Hier ergänzte er das Holz um Hanfseile und Metallteile. Die ‚Sirene‘ (Zívr hatte ursprünglich den Namen ‚Vábnička‘ - ‚Lockpfeife‘ vorgesehen) sollte den nachfolgenden Skulpturen des Autors aus Gips und Ton eine neue Maßstab vorgeben. Die Bearbeitung des bereits fertigen Stammes war für den Bildhauer gleichzeitig auch eine andere Erfahrung als jene, die er vom Modellieren von Ton hatte: „Bei der Arbeit achte ich auf die Formen des betreffenden Holzes, der Zweige, während ich mich bei der Arbeit mit Ton von zufällig entstandenen Formen inspirieren lasse. Schon das bildnerische Gefühl bestimmt, was ich abschneide, abrunde, wo ich Flächen bilde und Proportionen setze. Unbewusst und bewusst bekomme ich dort alles, was ich dort haben möchte. Die fertige Arbeit erzählt dann, was an Lebenserfahrung dort hinein passte. Wie viel Gefühl und Poesie. Der polnische Maler Lenica sprach von Erotik, als er meine Sachen betrachtete. So soll es in der Kunst sein, und das habe ich dort angeblich. Die Formen der Natur sind erotisch.“ (26. 1. 1965) Erstmals reproduziert wurde das Werk in „Výtvarné práci“ 1965/20 und beispielsweise 1965 im Rahmen einer Einzelausstellung Zívrs in Hradec Králové, sowie 1967 bei einer gemeinsamen Ausstellung von František Gross, Ladislav Zívr und Miroslav Hák in der Kramář-Galerie in Prag (1967) gezeigt. In den letzten Jahren war es als langfristige Leihgabe in der Prager Nationalgalerie. Im Verzeichnis von Zívrs Skulpturen in der vom Kant-Verlag 2013 herausgegebenen Monografie ist die ‚Sirene‘ unter der Nummer 297 aufgeführt und auf S. 214 abgebildet.“