800 000 CZK
| 31 373 EUR
Lot 11
DIE GEBURT DER JUNGFRAU MARIA
101,5 x 148,5 cm (h x b)
Rufpreis
Erzielter Preis
950 000 CZK
| 37 255 EUR
| 37 255 EUR
preis ohne Aufpreis
Öl auf Leinwand.
“Die Geburt der Jungfrau Maria“ aus dem Jahr 1640 trägt charakteristische Merkmale des Stils von Skreta: epische Breite, aber auch dramatischen Fokus; monumentales Pathos und Erhabenheit, ebenso auch narrative Details und psychologische Merkmale verschiedener Menschentypen. Eine Variante dieses Gemäldes von Skreta befindet sich in der Sammlung der Prager Nationalgalerie, ist aber deutlich kleiner (58 × 88 cm). Möglicherweise handelt es sich hierbei um das Modell für das hier vorgestellte Gemälde.
Karel Skreta, der Gründer und markanteste Künstler der tschechischen Barockmalerei, besaß bereits Ende der 1630er-Jahre eine Malerwerkstatt in Prag. Innerhalb kurzer Zeit dominierte er den Markt der Auftragsarbeiten für Kirche und Adel. Nach der Schlacht am Weißen Berg emigrierte die Familie und kam 1630 nach Venedig, wo er mehrere Jahre blieb. Er besuchte auch Bologna und ging 1634 nach Rom. Dort wurde Mitglied von Schilderbent, einer niederländischen Künstlervereinigung mit dem Spitznamen Slackwart und Espadron. Nach einem Jahr kehrte er nach Sachsen zurück, konvertierte zum katholischen Glauben und ging zurück nach Böhmen, wo er sich neuerlich in Prag niederließ. Offensichtlich produzierte seine Werkstatt bereits kurz nach seiner Rückkehr nach Böhmen wieder eine Vielzahl von Werken. Die Lünetten für das Augustinerkloster Na Zderaze (Prag) führte er mit einer Gruppe von Malern aus, die weit mehr als nur einfache, dem Meister unterstellte “Bedienstete“ waren. Von den damals angefertigten 32 Exemplaren sind nur acht erhalten geblieben. Aus den Untersuchungen des Restaurators geht hervor, dass:
"die Pinselführung bei dem untersuchten Gemälde bspw. jener ähnlich ist, die sich in der Lünette "Zliczan Herzog Radslav unterwirft sich dem hl. Wenzel“ findet, die die Nationalgalerie ebenfalls Karel Skreta zurechnet. Der Autor des exquisiten Werkes “Die Geburt der Jungfrau Maria“ schuf eine Genrekomposition der Geburt mit meisterlicher Gestaltung des Lichts und der Bewegung der Figuren. Zudem lassen sich die dargestellten Materialien interpretieren (das skizzenhafte Gemälde in der Nationalgalerie weist nicht diese Bandbreite an malerischen Fähigkeiten auf) (...). Zur starken Authentizität trägt auch der alte originale Keilrahmen bei, der mit Baumnägeln zusammengehalten wird. Das Gemälde hat einen für unser Land ungewöhnlichen Authentizitätsgrad (...). Das untersuchte Werk ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie der Künstler gearbeitet hat, denn es wurde mit Pigmenten gemalt, die Blei, Eisen und, überraschenderweise auch Arsen enthalten (...). Es muss betont werden, dass der Künstler, der das untersuchte Gemälde geschaffen hat, für die Farbe Gelb Auripigment und Realgar verwendet hat. Beide enthalten Arsen, und ihre Zubereitung war sehr problematisch (hochgiftige und unangenehme Dämpfe während der Zubereitung). Dieser intensive Gelb- und orangefarbene Ton ist in der böhmischen Malerei eher selten. Er wurde in Venedig im 15. bis 17. Jahrhundert verwendet; seit dem 18. Jahrhundert darf er nicht mehr verwendet werden. Auf dem Röntgenogramm ist die Unterzeichnung der Modulation mit diesem Pigment deutlich und entspricht einem allgemeinen Design mit klarem Ziel. Die Pinselführung dieses Elements ist sehr charakteristisch (...). Die im Bild erkennbare Pinselführung zeigt Sicherheit, die Figuren wurden mit viel Erfahrung, sowohl in Bezug auf die Zeichnung, als auch auf die bestimmenden Figuren und den Ausdruck von Material und Drapierung geschaffen. Das ist ein unverwechselbarer Ausdruck eines Künstlers mit ausgezeichneten Fähigkeiten im Bereich des Modellierens.“
Die Werke von Skreta sind zuletzt im Zusammenhang mit dem Verkauf der Gemäldegalerie Lobkowicz auf Schloss Melnik in den Jahren 2009-2013 versteigert worden; das hier präsentierte Gemälde stellt somit eine einzigartige Chance auf dem tschechischen Kunstmarkt dar.
Ref.: Restaurierungsbericht des ak. mal. Tomas Berger. Das Material wurde untersucht von: ak. mal. Martin Martan, Ing. Zuzana Valentova, Ing. Michal Pech. Infrarot-Reflektografie-Untersuchung, Röntgenaufnahmen, chemisch-technologische Untersuchung.
Konsultiert mit Prager Nationalgalerie, PhDr. Andrea Steckerova, Ph.D., Mgr. Marcela Vondrackova, Ph.D.