Lot 105
BADEN
1915
Öl auf Karton
50,5 x 65,5 cm (h x b)
Rechts unten signiert und datiert mit ‚V. Špála 15‘.
| 220 000 EUR
| 340 000 EUR
Frau PhDr. Rea Michalová führt u. a. in ihrer Expertise an: Das Gemälde ‚Baden‘ ist ein originales, absolut exklusives, rein kubistisches Werk von Václav Špála, einem der bedeutendsten Vertreter der böhmischen Avantgardebewegung und Mitglied der Gruppe der bildenden Künstler, der Gruppierung Tvrdošíjní und des Vereins bildender Künstler Mánes, ohne das keine Sammlung der modernen böhmischen Kunst vollständig wäre. Bei dem beurteilten Gemälde handelt es sich um ein aus dem Blickwinkel eines Sammlers wahrlich außergewöhnliches Werk aus der wertvollsten Zeit des Künstlers, d. i. jener, in der sein Werk dem aktuellen Stand der europäischen Malerei entsprach. In der internationalen Kunstwelt findet man eine Reihe von bedeutenden Persönlichkeiten, die bei der Interpretation bestimmter Themen gleichgesinnt waren. Dazu gehören der erwähnte Fauvismus, der Orphismus von Robert Delaunay und Jacques Villon, die expressive Buntheit der Gruppe Die Brücke und der nachfolgenden Gruppierung Der blaue Reiter... Špálas eigenwilliges Konzept dieses Bildes stellt ihn auf die gleiche Ebene mit den genannten Künstlern, möglicherweise ist er noch interessanter, da er durch seinen intuitiven, virtuosen malerischen Ausdruck hervorstach, den nur wenige beherrschten.
Das vorliegende Gemälde zeigt eines von Špálas Schlüsselthemen der Vorkriegszeit, das er auch noch kurz nach dem Krieg immer wieder aufgriff: das Baden. Die Wurzeln dieses Motivs reichen bis zu Renoirs zurück, auf seine verzauberte Aussage über Lichtreflexe auf rosa Haut, auf Cézannes Konstruktion und die Harmonisierung von Farbe und Form in den Gemälden von Derain. Es steht aber auch mit der zeitgenössische böhmischen Poesie (z. B. SK Neumann, J. Hora) in enger Beziehung, in der analoge Vorstellungen und Gefühle metaforisieren. Im Fall des Gemäldes „Baden“ lässt sich mit Fug und Recht von Špálas einzigartigem Werk mit kubischer Form und akzentuierter Farbe als zentralen Ausdruckselementen sprechen. Die kubistische Formabkürzung zeigt er hier in der kristallinen Bewegung die Materials des weiblichen Körpers und in den Landschaftselemente, dem Wasser und den Steinen. Er dynamisiert das Bild in die Bewegung farbiger Flächen.
Die Reduktion der Farbe auf drei Haupttöne - Rot, Blau und Weiß und deren Schattierungen - schafft einen überzeugenden orphischen Akkord und eine lebendige Grundlage für Špálas idyllischen Blick auf die Welt. In seinen kühnen, „vollen“ Pinselstrichen und in der organischen Einheit von Figur und Landschaft wendet der Künstler das Prinzip des Rhythmus von Farbe und Form konsequent an, mit dem der Autor berühmt wurde.
Ausgestellt: Der mit dem Titel „Národní umělec“ ausgezeichnete Künstler Václav Špála: Posthume Ausstellung, Verein bildender Künstler Mánes, Prag, September - November 1947, Katalog-Nr. 51a.
Václav Špála: Werkverzeichnis, Prag 2002, Abb. 27, 28.
Reproduziert in: Václav Špála, Mezi avantgardou a živobytím, Prager Nationalgalerie, 2005, Bild 145.